Jean Jacques Gauer

101 ICON Hotelier of the World – Lifetime Achievement Award 2025

Jean-Jacques Gauer hat mit seinem aussergewöhnlichen Gespür für Service, Gastfreundschaft und innovative Konzepte sowie mit seinen strategischen Fähigkeiten Massstäbe in der Branche gesetzt und international Anerkennung erlangt. In eine Hoteliersfamilie hineingeboren, übernahm er nach dem Tod seines Vaters Jack Gauer schon mit 24 Jahren den elterlichen Schweizerhof in Bern. Der Ausnahmehotelier verfügt über ein ausserordentliches Verständnis für die Wünsche und Erwartungen der anspruchsvollsten Gäste. In den vergangenen Jahrzehnten leitete er Hotels in der Schweiz, in Griechenland, Spanien oder Israel und erhielt für seine Häuser zahlreiche Auszeichnungen. Aus dem Lausanne Palace machte Gauer eines der führenden Stadthotels der Schweiz. 20 Jahre lang war er zudem der Präsident von The Leading Hotels of the World.

„Meine Wiege stand buchstäblich im Hotel.“

Jean-Jacques Gauer ist eine herausragende Persönlichkeit in der internationalen Hotellerie. Er wurde 1953 als Sohn des Schweizer Hotelpioniers Jacques Gauer geboren. «Meine Wiege stand buchstäblich im Hotel», beschrieb er einmal seine frühe Kindheit. Vater Gauer starb früh; schon mit 24 Jahren musste Jean-Jacques die familieneigene Hotelgruppe mit Häusern in Griechenland, Spanien und der Schweiz übernehmen. Im Schweizerhof in Bern hinterliess der Absolvent der EHL Lausanne erste Spuren.

Wegen eines Erbstreits musste Gauer den Schweizerhof aber in andere Hände übergeben. 1996 übersiedelte er in die Romandie und machte während zweier Jahrzehnte aus dem angestaubten Lausanne Palace ein vorzügliches Stadthotel und einen Leuchtturm für Service-Exzellenz. Sein Managementstil zeichnete sich durch innovative Ideen, finanzielle Nachhaltigkeit und ein tiefes Verständnis für Gästewünsche aus. Mit inzwischen 71 Jahren bleibt Jean-Jacques Gauer auch weiterhin der Branche treu. Neben der Auberge du Raisin in Cully am Genfersee führt er drei weitere Hotel- respektive Gastrobetriebe unter dem Dach der Gauer Hospitality.

Langjähriger Präsident der Leading Hotels of the World

Der Mann, der drei Sprachen fliessend und nach eigener Aussage «zwei etwas holperig» beherrscht, war von 1990 bis 2010 Präsident von The Leading Hotels of the World (LHW), einer der weltweit renommiertesten Hotelallianzen, die für Qualität, Exzellenz und Luxus steht. Unter seiner 20-jährigen Führung – bislang in dieser Länge einzigartig – entwickelte sich LHW zu einer der stärksten Marken in der Spitzenhotellerie und bot den Mitgliedern eine unvergleichliche Plattform für weltweite Sichtbarkeit und exklusive Vertriebswege. Unter Gauer expandierte LHW stark und wuchs von rund 100 auf über 400 Hotels.

Gauer trug massgeblich dazu bei, einen globalen Standard für die Luxushotellerie zu etablieren. Durch strenge Qualitätskontrollen und die Aufnahme allein der besten Häuser in die LHW-Familie sicherte er nicht nur den Ruf der Marke, sondern hob auch die gesamte Branche auf ein neues Niveau.

Strategisches Denken und Liebe zum Detail

Jean-Jacques Gauer wird von Kollegen und Branchenführern weltweit für seine Integrität, sein strategisches Denken und seine Liebe zum Detail bewundert. Er vereint visionäre Führung mit einer tiefen Leidenschaft für Gastfreundschaft.
Eine Auszeichnung wie der «101 Icon Hotelier of the World – Lifetime Achievement Award» ehrt nicht nur einen herausragenden Hotelier und dessen Lebenswerk, sondern hebt auch die Werte hervor, die Jean-Jacques Gauer durch seine Arbeit verkörperte: Qualität, Vision und Menschlichkeit.

Auch Mitarbeitende im Fokus

Schon bevor Nachhaltigkeit ein globaler Hotellerietrend wurde, förderte Gauer das Konzept langfristiger Qualität. Er setzte sich für Investitionen in die Weiterbildung von Mitarbeitenden, den Schutz kultureller Identitäten und den Aufbau nachhaltiger Geschäftsmodelle ein. Der gebürtige Berner gilt als Mentor für viele, die heute Führungspositionen in der Hotellerie innehaben. Er teilt sein Wissen grosszügig und hinterlässt ein Erbe an wertvollen Erfahrungen.

Als Schweizer Hotelier trug JJ, wie ihn die Branche liebevoll nennt, wesentlich dazu bei, die Schweiz als eine der führenden Destinationen für die Luxushotellerie zu positionieren. Hotelexperte und Publizist Hans R. Amrein beschreibt es so: «Gauer verkörpert sozusagen alle guten und erfolgreichen Dinge, welche die Schweizer Hotellerie seit Jahrzehnten prägen.» Sein Einfluss war jedoch global, und er genoss gleichermassen Respekt in Europa, den USA und Asien.

„Zürich ist der wahre Gradmesser.“

Jean-Jacques Gauer prägt mit seinem Wirken seit Jahrzehnten die internationale Hotelkultur Er machte das Lausanne Palace zu einem Aushängeschild für Service-Exzellenz und steht für unternehmerische Weitsicht, Beständigkeit und gelebte Gastlichkeit. Ein Gespräch mit dem »101 ICON Hotelier of the World 2024«.

Herr Gauer, als früherer Präsident von The Leading Hotels of the World und Patron im Lausanne Palace führen Sie nun vier Restaurants und zwei Kleinhotels auf dem Dorf: Weshalb dieser Kulissenwechsel?

Ich habe es in meinem Leben einfach umgekehrt gemacht: vom Grossen zum Kleinen statt vom Kleinen zum Grossen. Ich bin 71 Jahre alt und habe festgestellt: Um am Lebensabend noch aktiv zu bleiben, sind kleine Betriebe perfekt. Sie sind menschlich, überschaubar und weniger komplex. Ich fühle mich im Stöckli sehr wohl. Das Leben hier im Lavaux fühlt sich sehr angenehm an.

Gibt es Parallelen zwischen dem weltläufigen Luxushotelier Gauer in Lausanne wie Bern und dem Gastrounternehmer Gauer in Cully?

Ich lebe hier die genau gleichen Werte wie früher im Palace oder im Schweizerhof, bin off en zu den Mitarbeitenden und den Gästen und ich versuche, zuerst die Einheimischen in unsere Betriebe zu holen. Sie sind unsere besten Botschafter. Welche Eigenschaften muss ein guter Hotelier mitbringen? Er soll die Gastgeberrolle ehrlich und menschlich verkörpern und mit dem Gast stets auf Augenhöhe kommunizieren. Der liebe Gott hat uns zwei Augen und einen Mund gegeben, also setzen wir die doch ein!

Wie finden Sie heute gute Mitarbeitende?

Man muss als Arbeitgeber flexibel sein, auf die Mitarbeiter eingehen. Wie jeder Gast hat ein Mitarbeiter individuelle Bedürfnisse. Wenn jemand 80 Prozent arbeiten will oder wegen der Kinder am Wochenende freihaben muss, dann soll man das berücksichtigen.

Wie bleiben Sie als 71-Jähriger am Ball?

Indem ich Zeitungen lese und mich aktiv informiere – natürlich auch über alles, was in der Branche läuft. Ich war kürzlich in Paris und wissen Sie, was ich dort gemacht habe?

Erzählen Sie!

Ich habe für einen halben Tag ein Taxi gebucht und alle FünfSterne-Hotels abgeklappert. Ich habe mich in den Betrieben umgesehen, die Ambiance eingesogen und genau registriert, wo es läuft und wo nichts los ist.

Unternehmen Sie auch in Schweizer Städten solche Inspektionstouren?

Ja, kürzlich habe ich einen Zwischenhalt in Solothurn eingeschaltet und ein paar nette kleinere Hotels entdeckt. In der Schweiz gibt es im Grunde genommen nur zwei Städte, die relevant sind für die Hotellerie: Zürich und Genf.

Und wo gefällt es Ihnen besser?

Zürich ist für unsere Branche der wahre Gradmesser, dank einer sehr breiten Palette an Hotels – vom Baur au Lac bis zum 25 Hours.

Man sieht viele spannende, kreative und gut diversifizierte Betriebe.

Manche sind herzig wie der Storchen in der Altstadt oder trotz Standartisierung interessant wie das Acasa Suites in Oerlikon.

Als gebürtiger Deutschschweizer, der seit Jahrzehnten jenseits des Röstigrabens lebt: Wo liegt für Sie in der Hotellerie der Unterschied zwischen der Romandie und der Deutschschweiz?

Deutschschweizer sind kreativer. Hier in der Romandie machen wir 2025 Hotellerie aus dem Jahr 2000, in Zürich sind sie schon im Jahr 2030. Selbst welsche Vorzeigebetriebe wie das Beau-Rivage Palace in Lausanne oder das Four Seasons in Genf verharren noch in der Tradition. Unter dem Strich ist es wohl eine Frage der Mentalität.

Was war die spannendste Phase in Ihrem Berufsleben?

Die 20 Jahre als Präsident von The Leading Hotels of the World, aber auch der Aufbau des Lausanne Palace und Spa, wo ich die Zusammenarbeit mit der Besitzerschaft als sehr vertrauensvoll empfand.

Weshalb übernahmen Sie so viele Ämter und Mandate und konzentrierten sich nicht auf die Aufgaben eines General Managers?

Ich habe nie aktiv Ämter und Mandate gesucht. Man trug sie an mich heran, und ich fand die Aufgaben spannend – ob das nun der Job als Chairman von Leading war, die externe Führung eines Hotels in Jerusalem oder VR-Mandate beim Château Gütsch in Luzern oder bei den Hotelprojekten von FC-Sion-Präsident Christian Constantin. Ich nehme nicht nur an ein paar VR-Sitzungen teil, sondern suche aktiv den Dialog mit den Leuten an der Front, identifiziere deren Probleme und helfe, wo ich kann.

Welchen Rat erteilen Sie der Schweizer Hotellerie?

Unsere Hotellerie ist gut unterwegs und mehrheitlich recht kreativ. Mein Rat ist ganz einfach: Die weniger Erfolgreichen sollen von den Erfolgreichen lernen.

Bereuen Sie, mit Ihren Fähigkeiten nicht in einem lukrativeren Umfeld als der Hotellerie tätig gewesen zu sein?

Geld war nie ein Antrieb. Ich lebe nicht in Saus und Braus und fahre einen Cinquecento. Ich könnte heute sicher mit Kryptowährungen mehr Geld verdienen, als hier in der Auberge du Raisin Ossobucco und Weisswein zu verkaufen.

Sie schrieben auf Französisch ein Buch mit dem Titel «Excusez Monsieur, où sont les toilettes?». Wie kamen Sie auf den Titel?

Diese Frage begleitete mich mein ganzes Hotelierleben, denn ich war gerne an der Front und bei den Gästen, statt mich im Büro zu verschanzen. Ich erzähle von meinen Ups und Downs im Leben, in dem man nicht alles so furchtbar ernst nehmen soll. Humor ist wichtig, das Leben ist doch auch eine Parodie!

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